Musix - Konzert 2008


Samba-Klänge heizten Gästen im Paul-Schnitzer-Saal ein

So stellt man sich eine gelungene Premiere vor.

LORSCH. Im Paul-Schnitzer-Saal boten 18 Sängerinnen ein fast zweieinhalb stündiges Konzert mit heißen Latin­rhythmen und swingenden Bossa-Nova-Klassikern. Die 2001 unter dem Dach des Gesangvereins Liederkranz gegründete Gruppe unter der Leitung von Michael Teichert hat bewiesen, dass auch ein Generationen übergreifender Chor harmonisch klingen kann. Erst Anfang des Jahres keimte der Entschluss, den Chor mit einigen neuen Stimmen und anspruchsvollen Arrangements auf die Bühne zu schicken. Das Experiment ist gelungen: Mit einer stilistischen Melange zwischen Tango, Latin und Jazz hat sich „Musix" auf ein im Chorgesang relativ exotisches Terrain begeben, ohne sich in einer wirren Dramaturgie zu verrennen.


Dirigent und Pianist Michael Teichert hatte die Stimmen seiner Sängerinnen souverän im Griff und entlockte dem Klangkörper immer wieder ein erstaunliches Maß an vokaler Dynamik und harmonischer Homogenität, die auch in Begleitung der Band „Los Senores" niemals auf der Strecke geblieben ist. Dynamisch, exotisch, spielfreudig Im Gegenteil: „Musix" erwies sich als Chor, der die Garnitur von Schlagzeug, Saxofon und Piano bestens bewältigen kann und in der Nähe eines dichten instrumentalen Soundbodens aufzublühen versteht. Die Stücke aus der Feder des brasilianischen Bossa-Nova-Königs Antonio Carlos Jobim swingten vom ersten Takt an: „Girl from Ipanema" und „Wave" zählten zu den Perlen des Konzerts.


Ein Höhepunkt war sicherlich das dreistimmige „One Note Samba", bei dem die ganz jungen Damen des Chors ihre stimmlichen Qualitäten bewiesen. Einen besonderen Fokus hatte Michael Teichert auf die Jazz-Kanons in der Bearbeitung von Uli Führe und Werner Rizzi gelegt, die dem Jazz in einer völlig eigenständigen Choral-Textur viel Raum für mehrstimmige Vokal-Arrangements und dialogische Formen lassen. Auch die Band „Los Senores" präsentierte sich spielfreudig und mit einer Tendenz zu improvisatorischen Ausflügen.


Besonders Christoph Pauli am Saxofon sorgte immer wieder für aufflammende Soli, die nicht selten an das Jazzvokabular eines Stan Getz erinnerten. Die voluminösen Sambanummern der Combo haben den Schnitzer-Saal richtig aufgeheizt und den Boden für die etwas ruhigere zweite Halbzeit bereitet. Mit Stücken von Astor Piazzolla hat das Konzert eine markante Wendung genommen. Allein drei an­spruchsvolle Soli hatte Solistin Anja Wetzel zu bewältigen, was ihr insbe­sondere bei „Violetas Populäres" eindrucksvoll gelungen ist. So stellt man sich eine gelungene Premiere vor: Ein gut aufgelegter Chor, ein ausverkauftes Haus und ein begeistertes Publikum, das sich trotz enger Bestuhlung nicht vom mentalen Tanzen abhalten lässt. Die Ouvertüre seines latein­amerikanischen Musikprojekts hat der Lorscher Chor „Musix" mit Bravour bestanden.

Suite zur Geschichte des Tango

Danach wartete eine weitere überraschung: Eine wunderbare Suite mit Michael Teichert am Piano und Christoph Pauli an der Querflöte er­zählte von der Geschichte des Tango Nuevo ä la Astor Piazzolla. Am Ende des Konzerts bedankte sich das Publikum mit stehenden Ovationen und dem kollektiven Wunsch nach einer stimmgewalti­gen Zugabe. Im Publikum waren auch Liederkranz-Vorsitzender Klaus Dieter Schmidt und Bürgermeister Klaus Jäger, die zwar nicht getanzt, aber eine wunderbare Premiere miterlebt haben.