...im Jahr 2015


Liederkranz Lorsch überzeugt mit seinem Konzert-Programm „Freunde für immer“.

Stehende Ovationen für den Liederkranz.

LORSCH. "Willkommen - Bienvenue - Welcome!" So begrüßt Anfang der 1930er-Jahre der Conférencier - Protagonist im Musical "Cabaret" - allabendlich seine Gäste im Berliner "Kit-Kat-Club". Die Sopranistin Christina Prieur von der Musikbühne Mannheim tat es ihm gleich. Mit diesem Lied auf den Lippen durchschritt sie am Samstagabend singend den Saal im Paulusheim in Lorsch, in feiner Abendgarderobe ging der Profi auf erste Tuchfühlung mit den Gästen. Im weiteren Verlauf begleitete Christina Prieur die Zuhörer auch als Moderatorin durch ein vergnügliches zweistündiges Konzert-Programm des Lorscher Gesangvereins Liederkranz. Mit der eindrucksvollen Hommage an John Kander und Fred Ebb sorgte sie für das Flair des Broadways.


Das Konzert im vollbesetzten Paulusheim, zu dem der gemischte Chor und der Chor Musix unter dem Motto "Freunde für immer" aus einem breit angelegtem Repertoire an niveauvoller Unterhaltungsmusik der Moderne schöpfte, ließ in dem voll besetzten Saal von Beginn an die Leichtigkeit und unbeschwerte Atmosphäre einer musikalischen Revue aufkommen, die bis zum Schluss anhielt. Mit stehenden Ovationen verabschiedeten die Zuhörer die Akteure, die mit einer leidenschaftlichen Gesangsfreude zu fesseln wussten. Sie trafen mit ihrem dynamisch und mit Verve vorgetragenen Parforceritt den Nerv des Publikums, das der Vereinsvorsitzende Klaus Dieter Schmidt begrüßte.


Dirigent und musikalischer Leiter Ivan Mladenov fuhr ein wahrlich rasantes und abwechslungsreiches Programm auf. Zum einen mit dem gemischten Chor. In Stücken wie etwa in "Island in the sun", dem preisgekrönten Harry Belafonte-Lied, "Sailing" von Gavin Maurice Sutherland oder "Time to say goodbye" gab der Chor zwar Ohrwürmer zum Besten, war jedoch weit von einer Plattitüde entfernt. Fein abgestimmte Tonfarben gaben dem Vortrag eine prickelnde Würze. Reibungslos fügte sich da die Auswahl von einem Potpourri mit Walter-Kollo-Songs wie "Unter den Linden" oder "Die Männer sind alle Verbrecher" ein, was den Zuhörern offensichtlich gefiel. Die spritzigen Arrangements ließen die Songs zu einem Hörerlebnis besonderer Güte werden.


Begleitet wurden die Sängerinnen und Sänger von Knuth Denk am E-Bass und Xaver Schüßler am Schlagzeug; Ivan Mladenov griff in die Tasten und meisterte einen erstaunlichen Spagat zwischen Dirigat und dem Spiel auf dem Klavier. Dann der Frauenchor Musix, der sich wieder einmal als "junges" Aushängeschild würdig erwies. Die 13 Stimmen überzeugten in einer vitalen Geschmeidigkeit, fächerten eine breite stilistische Vielfalt auf und ließen mit pointierten und raffinierten Arrangements aufhorchen. Die Auswahl bewegte sich auf durchaus bekanntem Terrain. Sie reichte vom Spiritual über Film-Musik bis hin zur poppigen Klaviatur. Selbst mit einem Auszug aus Peter Maffays Tabaluga-Musical ("Ich wollte nie erwachsen sein") wussten die Frauen zu begeistern. Vor allem Kerstin Koob, die die Strophen als Solistin sang.


Mit dem seidenzarten "Hallelujah" von Leonard Cohen, das weltweit zur inoffiziellen Hymne aufstieg und zur Eröffnung der Olympischen Spiele 2010 in Kanada gespielt wurde, zitierte das Ensemble feinsinnig und einfühlsam eine gesangliche Perle in seiner schlichten Würde. Die Zuhörer genossen nicht nur ein von den Chören einstudiertes Repertoire. Im Konzertpaket setzten die Sopranistin Christina Prieur und der Tenor Thomas Jakobs professionelle Akzente. Sie konzentrierten sich im Schwerpunkt auf Auszüge aus berühmten Musicals: Andrew Lloyd Webber, Leonhard Bernstein George und Ira Gershwin.


Mit "Nur du allein" beeindruckten die beiden im Duett mit einem Titel aus "Starlight Express", dann zauberte der Tenor mit glasklarer Stimme die Atmosphäre der "West Side Story" durch "Somewhere" und "Tonight", um sich dann mit Webbers "Amigos para siempre" - einer Ode auf die Freundschaft - zu verabschieden. Das Duo setzte professionelle Farbtupfer in eine ansprechende Dramaturgie, die einen ausbalancierten, wunderbaren Bogen zwischen rhythmischer Rasanz, schönen Melodien bis hin zu den fein strukturierten und emotional ergreifenden Tonbildern spannte.


Monika Hälker


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